Band 29, Politische Kommunikation zwischen Imperien. Der diplomatische Aktionsraum Südost- und Osteuropa

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Diplomatiegeschichte hat Konjunktur. Im Ergebnis einer kulturalistischen Wende in der Politikgeschichte werden inzwischen auch diplomatiehistorische Fragestellungen mit neuen Forschungsansätzen untersucht. So konzentriert sich die Analyse außenpolitischer Beziehungen im vormodernen Europa nicht mehr nur auf die Durchsetzung instrumenteller Ziele von „großen Männern“ im Rahmen der sich zwischen den „Großmächten“ abspielenden „großen Ereignisse“. Der vorliegende Band stellt exemplarisch eine Reihe aktueller Zugänge zur Diplomatiegeschichte vor, darunter Analysen zur Sprache der Diplomatie, zur Rolle von Frauen in außenpolitischen Verhandlungen, zu den Repräsentationsformen der Diplomatie, zur Ökonomie der Diplomatie oder auch zur materiellen Kultur außenpolitischer Interaktion. Im Vordergrund steht dabei der bislang noch wenig untersuchte Aktionsraum Ost- und Südosteuropa, der in starkem Maße durch die außenpolitischen Interessen von drei Imperien bestimmt wurde: dem Habsburgerreich, dem Russischen und dem Osmanischen Reich. Aufgrund der großen Ausdehnung dieser Imperien reichte dieser Aktionsraum nicht nur über Europa hinaus; ihn prägten auch äußerst spezifische Rahmenbedingungen, die sich zum Teil von jenen in Westeuropa deutlich unterschieden und die diplomatischen Akteure vor ganz besondere Herausforderungen stellten.

Die hier publizierten Beiträge basieren auf wissenschaftlichen Vorträgen, die im Rahmen von drei, für die Thematik des Bandes einschlägigen Konferenzen in den Jahren 2011 und 2012 gehalten wurden: dem 13. Internationalen Kongress zur Erforschung des 18. Jahrhunderts in Graz im Juli 2011, dem 20. Symposium des International Committee of Pre-Ottoman and Ottoman Studies (CIEPO) in Rethymno im Juni 2012 sowie dem Österreichischen Historikertag in Krems im September 2012.

Mit Beiträgen von Charalampos Minaoglou (Athen), Dennis Dierks (Jena), Malte Griesse (Bielefeld), Katrin Keller (Wien), Olga Khavanova (Moskau), Peter Mario Kreuter (Regensburg), Brigitte Mazohl (Innsbruck), Maria Petrova (Moskau), Friedrich Polleroß (Wien), Clara Reiter (Graz), Harriet Rudolph (Regensburg), František Stellner (Prag), Christian Steppan (Innsbruck), Arno Strohmeyer (Salzburg), Aysel Yildiz (Istanbul)

 

hg. von Gunda Barth-Scalmani, Harriet Rudolph, Christian Steppan

Erschienen im Studienverlag.

Inhaltsverzeichnis:

Gunda Barth-Scalmani, Harriet Rudolph, Christian Steppan: Einleitung, S. 9
Teil 1: Aktuelle Zugänge zur Diplomatiegeschichte
Arno Strohmeyer: Kategorisierungsleistungen und Denkschemata in diplomatischer Kommunikation: Johann Rudolf Schmid zum Schwarzenborn als kaiserlicher Resident an der Hohen Pforte (1629-1643), S. 21
Katrin Keller: Frauen und Diplomatie in der höfischen Gesellschaft, S. 31
Friedrich Polleroß: Gesandte im Bild. Repräsentationsformen der Diplomatie, S. 41
Harriet Rudolph: Diplomatiekosten als Transaktionskosten? Ein Forschungsansatz zur vergleichenden Analyse der Finanzierung außenpolitischer Kommunikation, S. 69
Teil 2: Das Russische Reich als diplomatischer Interaktionsraum
Malte Griesse: Der diplomatische Eklat um das Gesandtschaftstagebuch von Johann Georg Korb (1700/01): Ein Zusammenstoß unterschiedlicher frühneuzeitlicher Bildkulturen?, S.87
Christian Steppan: Kaiser Karl VI. und sein Neffe, der Großfürst. Repräsentation, Interaktion und Kommunikation kaiserlicher Gesandter im Konflikt um die Thronfolge von Zar Peter II, S. 125
Frantisek Stellner: Die Interessengruppen am Hof Elisabeth Petrownas. Ein Beitrag zur Analyse der Herrscherstellung im absolutistischen System, S. 145
Aysel Yildiz: One Man's Campaign: Sehdi Osman's diplomatic Mission to Russia, S. 155
Maria Petrova: Diplomatische Vertreter Russlands im Heiligen Römischen Reich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: politische und kulturelle Tätigkeit, S. 179
Olga Khavanova: „Die enge Einverständnuß beeder kaiserlichen Höfe": Österreichische Botschafter in St. Petersburg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, S. 193
Teil 3: Das Osmanische Reich als diplomatischer Interaktionsraum
Harriet Rudolph: The Material Culture of Diplomacy. The Impact of Objects on the Dynamics of Habsburg-Ottoman Negotiations at the Sublime Porte (1530-1650), S. 211
Peter Mario Kreuter: Wie spricht man mit dem Fürsten, wie redet man über das Land? Diplomaten aus Österreich und Frankreich in den Donaufürstentümern zwischen 1782 und 1807, S. 239
Clara Reiter: Vermittler zwischen West und Ost: Hofdolmetscher am Habsburger Hof (1650-1800), S. 257
Charalampos A. Minaoglou: Entertainment instead of Negotiations? The Ottoman Embassy in Berlin (1791), S. 275
Rezensionen

Veröffentlicht: 2013-01-01